Dem Tod entkommen » Schwerer Unfall auf der Autobahn

Gegen Mitte der 50er Jahre entkam ich knapp einem tödlichen Autounfall auf der Autobahn München - Salzburg, bei dem eine großartige Frau unschuldig in ihrem Auto grausam zu Tode kam.
 
Da meine Mutter berufstätig und alleinerziehend war, entschied sie sich, mich 1952 in ein privates Kinderheim zu geben. Die Leitung hatte Johanna Schrader, die zum Zeitpunkt, als ich in diese Einrichtung kam, noch Johanna von Berg hieß. Von uns Kindern wurde sie Tante Hansi oder Mutti genannt, die anstelle einer allzu strengen Erziehung, eher für eine familiäre Atmosphäre sorgte. Ihr Mann, wir nannten ihn Onkel Heinz, war Vertreter von medizinischen Geräten und hatte keinerlei Funktion im Heim.
 
Es fanden auch viele Waisenkinder im Kinderheim von Berg eine neue Heimat, daher wurden Feste, wie Ostern, Weihnachten und Geburtstage, im Heim ausgerichtet. Besonders an Weihnachten, hatte Tante Hansi alle Hände voll zu tun, da sie für die Kinder, die das Fest nicht zu Hause mit ihren Familien feiern konnten, jede Menge Süßigkeiten und Geschenke einkaufte.
 
An einem Tag kurz vor Weihnachten war es wieder einmal Zeit, Geschenke zu besorgen. Dazu fuhren Tante Hansi und Onkel Heinz nach München, Tante Hansi mit einem VW Karmann Ghia und Onkel Heinz mit einem VW Käfer. Ich durfte mitfahren, um die Weihnachtsfeiertage bei meiner Mutter zu verbringen. Tante Hansi ließ mich am Münchner Hauptbahnhof aussteigen, wo mich meine Mutter abholte. Mit dem Zug ging es dann vom Starnberger Bahnhof aus nach Krailling / Planegg.
 
Ferner war geplant, nach den Feiertagen mit Tante Hansi wieder zurück ins Kinderheim zu fahren. Sie hatte aber an diesem Tag keinen Platz mehr im Auto, da sie Lebensmittel laden wollte, wofür sie auch den Beifahrersitz benötigte, da der Kofferraum vom Karmann nicht groß genug war.
 
Auf dem Rückweg nahm Onkel Heinz noch Hermann, ein weiteres Heimkind mit, der ursprünglich auch bei Tante Hansi hätte mitfahren sollen. Während sich Onkel Heinz bereits auf der Autobahn befand, erledigte Tante Hansi noch weitere Einkäufe in München.
 
Wir waren längst wieder im Kinderheim, als gegen Abend von der Polizei die Schreckensbotschaft überbracht wurde: Tante Hansi ist auf der Autobahn verunglückt. Wir Kinder saßen gerade beim Abendessen und bekamen nicht mit, was passiert war. Den Gesichtern und Tränen nach, war es aber nicht schwer, zu erraten, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
 
Erst am nächsten Tag erfuhren wir, dass Tante Hansi mit einem Amerikaner frontal zusammenstieß, der von der Gegenfahrbahn durch die Leitplanke gebrochen war. Der Karmann Ghia war Totalschaden und Tante Hansi starb noch an der Unfallstelle.
 
Als Kind hatte ich nicht groß nachgedacht, was gewesen wäre, hätte mich Tante Hansi mitgenommen. Damals wie heute, bleibt mir nur die Schlussfolgerung, mein Schutzengel hat ganze Arbeit geleistet, daher habe ich ihm im Nachhinein auch dieses Gedicht gewidmet.
 
Johanna Schrader (Tante Hansi), eine bewundernswerte Frau, die im besten Lebensalter unverschuldet einen grausamen Tod erleiden musste. Wo war ihr Schutzengel?
 

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